Der Tag begann damit, dass Arne und ich John zum Flughafen fuhren. Seine Maschine startete kurz nach 9 Uhr Richtung Darwin. John wollte irgendwann im Oktober wieder zurück nach England fliegen und sich dann als Touristenführer in York bzw. London selbstständig machen. Er versprach uns, uns alle einzuladen sobald er seine Pläne in die Tat umgesetzt hat.

Danach ging es zurück zum Hostel. Arne hatte als Erster den Termin beim Arzt. Er war etwas in Sorge, denn die letzten Tage und Wochen hatte er immer ziemlich viel getrunken und geraucht. Nach einer Stunde war er zurück und hatte bestanden.

Als nächstes war Luca an der Reihe. Bis auf ein paar Abstriche beim Hörtest, die wohl auf zu laute Musik zurückzuführen waren, hatte auch er bestanden.

Schließlich war ich dran. Zugegeben, ich war etwas nervös, da ich den Job unbedingt brauchte und ich mir kein Versagen leisten konnte.

Zunächst musste ich einen Fragebogen über meinen gesundheitlichen Zustand ausfüllen und Fragen beantworten wie: „Wieviel Alkohol trinken sie pro Woche?“. Eine knifflige Frage, denn auch ich hatte in den letzten Tagen das ein oder andere Bier mehr als gewöhnlich zu mir genommen.

Ich wollte aber kein Risiko eingehen und so habe ich ein Bier pro Wochenende eingetragen. Ich weiß, das war ziemlich gelogen aber in dem Fall wahrscheinlich besser als die Wahrheit.

Dann folgten ein paar physische Tests: Mehrfaches heben einer 15 kg schweren Kiste, Messung der Handkraft, drei Minuten lang auf eine Kiste hoch und wieder runter steigen in einem vorgegebenen Takt und das Heben eines Gewichtes, was an einem Seil befestigt war. Das alles unter ständiger Kontrolle des Pulses.

Dann wurde das Gleichgewicht geprüft, in dem man einen Fuß vor den anderen setzte, die Arme vor der Brust verschränkte und die Augen schloss. Ohne umzufallen musste man so 20 Sekunden lang stehen bleiben. Gar nicht so einfach.

Um herauszufinden ob man auch geeignet war die Austern zu reinigen, bekam man ein Spachtel mit der man Unterlegscheiben und Muttern aus einer Knetmasse herausholen musste. Man durfte nur eine Hand benutzen und die Art des Haltens der Spachtel war auch vorgeschrieben. Auch das hatte es in sich, denn man musste die „Austern“ so sorgfältig wie möglich behandeln und sollte sie möglichst nicht durch die Gegend schnipsen.

Als letztes war ein Hörtest angesetzt. Ich schwitze wie ein Affe in der schalldichten Kammer, die meiner Meinung nicht 100% schalldicht war. Ich hatte noch einen erhöhten Puls von den Tests und mein Herzschlag und meine Atmung übertönten das ein oder andere Mal die extrem leisen Geräusche aus den Kopfhören.

In bestimmten Bereichen konnte ich etwas schlechter hören und daraufhin fragte sie mich, ob ich mich oft in lauter Umgebung aufhalten würde. Ich erklärte der Ärztin, dass ich sehr viel Motorrad fahre. Sie lächelte und sagte, dass sich dafür mein Gehör dennoch auf einem normalen Level befände. Gut zu wissen.

Auch ich bestand somit den Test ohne Probleme.

Zwei Sunden später saßen wir dann wieder bei Paspaley. Unsere Testergebnisse befanden sich bereits vor Ort. Zusammen mit vier anderen mussten wir dann erneut einige Unterlagen ausfüllen: Anschrift, Kontodaten und Steuerunterlagen. Man gab uns eine Unterweisung in Sachen Arbeitssicherheit und wir schauten uns ein Video über Paspaley an.

Danach folgte wieder ein Test, nur um sicher zu gehen ob wir in der vergangenen Stunde auch wirklich gut zugehört hatten. Jeder von uns hatte ein 100% Ergebnis.

Danach wurden uns unsere neuen Jobs erklärt. Luca, Arne und ich sollten anstatt auf einem Schiff auf einer landbasierten Perlenfarm arbeiten. Die Perlenfarm „Kuri Bay“ lag direkt an der Küste, mitten in den Kimberleys zwischen Broome und Darwin.

Unterkunft, Essen, Sonnencreme, Insektenschutzmittel, Waschmittel, Fitnessraum und Satellitenfernsehen - alles wurde von Paspaley bezahlt. Und wir sollten $184 pro Tag als Entlohnung erhalten. Zwei Wochen am Stück arbeiten und danach eine Woche frei. Und das allerbeste an der ganze Sache war, dass wir mit einem Wasserflugzeug hin und wieder zurück geflogen werden sollten. Einfach nur cool.

Verträge hatten wir allerdings noch keine Unterschrieben. Dies sollte erst Anfang der kommenden Woche geschehen. Start wäre dann am Donnerstag.

Am Abend mussten wir dann auch Vanessa Lebewohl sagen. Sie war noch etwas sauer, aber trotzdem fiel es ihr merklich schwer sich zu verabschieden. Sie wollte zunächst erstmal nach Sydney und dann noch für 2 Monate nach Thailand fliegen. Ihr Plan war es, sich in Deutschland auf die australische Prüfung zum Physiotherapeuten vorzubereiten und irgendwann im nächsten Jahr nach Australien zurückzukehren. Wir wünschten ihr dafür alles Gute.