Tja, so schnell kann es gehen.

Sam, der Farmmanager hat Wort gehalten und seine Beziehungen spielen lassen. So konnte er zumindest einem von uns einen Job vermitteln, und dieser Glückliche war Luca. Er hatte eine Stelle auf einer anderen Perlenfarm bekommen.

Arne und ich sollten am Mittwoch um 17 Uhr zurück nach Broome geflogen werden, Luca am selben Tag bereits um halb 8 Uhr morgens in Richtung einer anderen Farm aufbrechen.

Unsere Gemeinschaft löste sich also schneller als gedacht. Am letzten Abend tranken wir zusammen ein Bier auf unsere gemeinsame Reise. Wir hatten oft viele Meinungsverschiedenheiten und oft wurde die Luft zwischen uns ziemlich dick, doch wir hatten auch viele schöne Erlebnisse und Zeit die wir zusammen gereist sind werde ich sicherlich niemals vergessen.

Am nächsten Tag war es dann schon soweit. Arne und ich wurden noch zum arbeiten in der Bucht abkommandiert. Die Stimmung war gedrückt, keiner von uns konnte sich ein Lächeln abringen.

Das Wasserflugzeug setzte zur Landung an. In einer riesigen Wolke aus Wasser setzte es sanft auf und hielt schließlich mitten in der Bucht um Vorräte zu entladen und Passagiere an Board zu nehmen. Während wir auf einem Boot arbeiteten fuhr Luca auf einem anderen an uns vorbei Richtung Flugzeug. Wir konnten uns nichts mehr zurufen, deshalb gab ich ihm ein letztes „Daumen hoch“.

Das Gepäck wurde geladen und letztendlich kletterte auch er an Board. Die Motoren des Flugzeuges starteten, Wasser wirbelte auf, volle Kraft voraus. Nach ein paar Metern hob es in einer riesigen Gischtwolke ab und verschwand in Richtung aufgehender Sonne.

Schon seltsam, innerhalb der letzten 5 Monate hatten wir jeden einzelnen Tag zusammen verbracht und ganz plötzlich war alles vorbei.

Zwischen uns dreien hatte sich eine Freundschaft entwickelt und deshalb wünschten Arne und ich Luca alles erdenklich Gute für seine weitere Reise. Noch waren wir alle ein paar Monate hier und wir wussten, dass Australien ziemlich klein sein konnte. Ein Wiedersehen war also nicht ausgeschlossen.


Arne und ich verließen Kuri Bay am späten Nachmittag. Auch dieser Abschied fiel uns unbeschreiblich schwer. Wir waren zwar nur ein Woche dort, doch die Leute waren uns in der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Die Arbeit machte Spaß und die Bezahlung war hervorragend.

Der Farmmanager gab uns noch eine exzellente Empfehlung mit, mit der wir uns auch bei anderen Pearlingfirmen bewerben konnten. Da wir jetzt Erfahrung hatten, sollte es uns theoretisch einfacher fallen einen neuen Pearlingjob zu bekommen. Er versprach uns, dass sobald er neue Leute brauchen würde er uns bescheid geben würde.

Im Flugzeug zurück nach Broome konnten wir einen spektakulären Sonnenuntergang mit einem feurig roten Horizont beobachten. Es schien so, als wollte Kuri Bay uns ein letztes Abschiedsgeschenk machen.

Zurück in Broome wollten wir zunächst in unser altes Hostel einchecken, doch das war zu unserem erstaunen komplett ausgebucht. Wir fuhren in den Kimberley Klub, wo wir zunächst für zwei Nächte eincheckten. Wir machten einen Plan für die nächsten Tage.

Ein Problem war, dass ich jetzt allein auf dem Auto sitzen geblieben war. Deshalb war das oberste Ziel für die nächsten Tage das Auto auf biegen und brechen zu verkaufen. Ich setzte den Preis auf $4.800 herunter.

Außerdem hatten wir beschlossen, zumindest noch eine Woche in Broome zu bleiben und uns erneut bei den Pearlingfirmen zu bewerben. Falls wir da keinen Job bekommen sollten, wollten wir nach Perth weiterreisen, allerdings per Flugzeug.

Wenigstens gab es gute Nachrichten aus der Heimat: Deutschland hatte die Türkei im Halbfinale der Europameisterschaft 3 zu 2 geschlagen, ein Grund zum Feiern.