Als es mal wieder darum ging welchen Weg wir einschlagen sollten, standen wir vor der Wahl direkt nach Adelaide zu fahren oder einen Abstecher zu den Grampians zu machen. Der Nationalpark biete eine unglaublich schöne Kulisse, sowie eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Wir entschieden uns für den Abstecher. 

Von Hamilton aus ging es über die B160 zunächst nach Dunkeld. Nach mehreren Kilometern in einer absolut flachen Ebene tauchten am Horizont plötzlich schwarze Schatten auf. Durch die bizarre Form konnte man zunächst nicht wirklich erahnen worum es sich handelte. Erst als wir näher kamen konnte man mit Sicherheit sagen, dass es sich tatsächlich um Berge handelte.

Diese sahen aber nicht so aus wie wir das vielleicht von den Alpen her kennen, sondern sie haben eine sehr unförmige und runde Silhouette und stehen urplötzlich inmitten einer absolut flachen Region. Auch die restliche Landschaft änderte sich von einer ausgedörrten Graslandschaft zu einem dichten und grünen Wald. Direkt unterhalb des Mount Abrupt hielten wir für ein Picknick.

Noch vor wenigen Minuten konnten wir in der Ebene in jede Richtung gute 50 km weit sehen, innerhalb des National Parks beschränkte sich die Sicht aufgrund des Waldes auf den Teil der Straße der direkt vor einem lag.

Entlang der C216 ging es immer tiefer in die Grampians hinein, bis wir den Lake Bellfield erreichten. Dieser künstlich angelegte Stausee hatte jetzt am Ende des Sommers bereits ordentlich Wasser verloren. Dennoch war er ideal geeignet um ein paar grandiose Landschaftsaufnahmen zu machen.

Kurz hinter Halls Gap bogen wir links auf die C222 ab und wurden mit einer fantastischen Bergstraße belohnt, die sich in Serpentinen die Berge hinaufschlängelte. Oben angekommen folgten wir rechterhand einem Wegweiser, der uns einen Aussichtspunkt versprach. Der doch recht lange Weg dahin wurde mit einer unglaublichen Aussicht wettgemacht. Aus über 770 m Höhe hatte man ein fantastischen Ausblick auf die südlichen Grampians und auf den Weg den wir gekommen waren.

Erst jetzt wurde uns bewusst was wir da eigentlich wirklich durchfahren hatten. Die bewaldeten Bergketten, den Stausee mitten im Grünen und die angrenzende Ebene mit ihren ockerfarbenen Flächen. Es ist unmöglich diese grenzenlose Schönheit dieses Gebietes zu beschreiben, selbst Fotos werden ihr bei weitem nicht gerecht.

Wirklich jeder von uns stand mit hinterhängendem Kinn vor diesem Panorama. Das einzige was uns dazu einfiel war ein banales „Holy shit!“. Aber genau das beschreibt es überdeutlich, denn niemand hätte damit gerechnet und ich für meinen Teil kann behaupten, dass ich nie zuvor auch nur annähernd etwas vergleichbares gesehen habe.

Zu diesem Zeitpunkt schwor ich mir irgendwann in meinem Leben wieder hierher zurückzukommen. Doch gleichzeitig fragte ich mich auch, welche Naturwunder ich hier in Australien noch erleben werde?

Die eine Stunde, die wir an diesem Aussichtspunkt verbracht hatten, war viel zu wenig um wirklich alle Eindrücke in sich aufzunehmen. Leider konnten wir nicht länger bleiben, da wir noch bis Adelaide fahren wollten - aber die Entscheidung hierher zu kommen war goldrichtig.

Wir folgten der C222 weiter bis kurz vor Horsham, wo wir dann auf den Western Highway einbogen. Wir machten ordentlich Tempo, denn von hier aus waren es noch über 400 km. Die Landschaft hatte sich mittlerweile auch wieder auf eine flache Ebene reduziert.